Schwindel der Halswirbelsäule: Diese 3 Übungen helfen!
Schwindel kann viele mögliche Ursachen haben – ein möglicher Auslöser ist eine gestörte Halswirbelsäule. Doch es gibt Abhilfe: Physiotherapeutische Übungen helfen dem Schwindel beizukommen und können die Beschwerden durch den Schwindel reduzieren. In diesem Blogbeitrag möchte ich Ihnen die Ursachen von Schwindel erläutern, physiotherapeutische Mittel und Wege zur Linderung der Beschwerden aufzeigen und drei konkrete Übungen mitgeben, die bei Schwindel der Halswirbelsäule helfen können.
von Ingrid Doboczky, Physiotherapeutin (Moosburg/Kärnten)
Die Halswirbelsäule mit ihren sieben kleinen Wirbeln beginnt direkt unter dem Schädel und liegt somit im obersten Teil des Rückens.
Sie ist ein empfindlicher Umschaltbereich für viele Informationen und dient der Stabilisierung des Kopfes und der Blickrichtung. Das komplexe System, besteht aus vielen Rezeptoren, die Kopfposition, Muskelspannung und Gelenkstellung messen und mit dem Nervensystem verbunden sind, welches Sinnesreize wie Tiefensensibilität, Sehreize und Gleichgewichtssinn weiterleitet und verarbeitet.
Schwindel kann viele mögliche Ursachen haben – ein möglicher Auslöser ist eine gestörte Halswirbelsäule.
Viele Nackenpatient*innen leiden an Schwindel, besonders nach einem Nackentrauma wie etwa ein bei einem Auffahrunfall entstandenes Schleudertrauma. Häufig tritt der Schwindel dann in Kombination mit Nackenschmerzen, Kopfschmerzen und Gleichgewichtsproblemen auf.
Aber auch bei schwerer Arthritis (entzündliche Gelenkerkrankung) der Halswirbelsäule, bei Bandscheibenvorfällen der Halswirbelsäule sowie bei schwerer Arthrose oder Kopftraumen wird von Betroffenen immer wieder über Schwindel berichtet.
Zur detaillierten Abklärung der genauen Ursache wenden Sie sich bitte immer an Ihren Hausarzt/Ihre Hausärztin, den HNO-Arzt/die HNO-Ärztin, Neurolog*innen oder an eine Schwindelambulanz in Ihrer Nähe.
Mögliche Ursachen des Schwindelgefühls
1. Der Schwindel der Halswirbelsäule entsteht durch eine Wahrnehmungsstörung ausgelöst durch:
- Verspannungen der kurzen Nackenmuskeln
- Schwäche und Überdehnung der kurzen Nackenmuskeln und Bänder
- Blockaden der Gelenke
- Nervenirritationen
Folgende Symptome können auftreten:
- Schwindelgefühl, welches kommt und geht und durch Kopfbewegungen ausgelöst wird und meist Minuten bis Stunden anhält
- Benommenheit
- Unsicherheit
- Gleichgewichtsstörung
- Nackenschmerzen
2. Ein gestörter Blutfluss – die Vertebrobasiläre Insuffizienz
- eine mechanische Kompression wichtiger Blutgefäße, ausgelöst durch knöcherne Randzackenbildung in Kombination mit Dreh- und Streckbewegungen der Halswirbelsäule oder starke Dehnung der Gefäße durch Instabilität der Halswirbelsäule.
Folgende Symptome können auftreten:
- Schwindel, meist Drehschwindel, der bei Kopfbewegungen oft nicht sofort, sondern verzögert auftritt, aber in der gehaltenen Position zunimmt
- Benommenheit
- Gleichgewichtsstörung
- Brechreiz
- Augenzittern
- Doppelbilder
- Illusion von Bewegung
- Schluckprobleme
- Probleme beim Artikulieren von Wörtern
- Taubheit oder Missempfindungen
- Kollaps durch plötzlich fehlende Muskelspannung bei vollem Bewusstsein
Auch die PhysioAustria bietet auf ihrer Website Informationen zum Thema Schwindel.
Wie kann Physiotherapie helfen, die Symptome zu lindern und wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren?
Nach der ärztlichen Diagnose kann man mit Zuweisung zur Physiotherapie schon mit der Behandlung beginnen, da eine professionelle Begleitung und individuelle Anleitung sehr wichtig sind, um Sicherheit und das richtige Feedback zu den Übungen zu bekommen.
Nach einer physiotherapeutischen Befundung wird der Therapeut/die Therapeutin mit Ihnen Therapieziele und Therapiemaßnahmen besprechen.
Die Behandlung besteht je nach Ursache aus:
- manueller Therapie der Halswirbelsäule, des Übergangs zwischen Halswirbelsäule und Brustwirbelsäule und des neuralen Systems
- Wahrnehmungsschulung
- Entspannungstechniken
- Training von Kraft und Ausdauer der kurzen Nackenmuskulatur
- Training der Schulterblattmuskulatur
- Erlernen von koordinierten Wirbelsäulenhaltungen bei Alltagsaktivitäten
- Augenfolgebewegungen und Blickstabilisierung
- Gleichgewichtsübungen
- einem individuellen Trainingsprogramm
Drei Übungen bei Schwindel der Halswirbelsäule:
Hinweis: Beginnen Sie mit kurzen Einheiten und steigern Sie sich langsam. Sorgen Sie immer für eine sichere Ausgangsstellung!
1. Nackenbeuger trainieren in Rückenlage – kleine Bewegung mit viel Effekt
Starte in Rückenlage, Ihre Beine sind aufgestellt. Dann geht der Blick Richtung Füße, das Kinn bewegt sich nach unten/innen wie beim Nicken (Kinn in) – dadurch schiebt der Hinterkopf leicht vom Körper weg – die Atmung kann frei fließen und die Muskeln seitlich am Hals bleiben entspannt. Position 2 Atemzüge lang halten und wieder entspannen. Starten Sie mit kurzen Einheiten und 5 Wiederholungen – steigern Sie sich langsam.
2. Auf allen Vieren – Nackenstrecker/Schulterblattmuskulatur trainieren
Die Hände stützen schulterbreit unter den Schultergelenken, die Knie unter der Hüfte. Die Hände stützen aktiv in die Unterlage und der Ellbogen bleibt gestreckt. Die Halswirbelsäule ist lang, der Blick auf den Boden gerichtet. Heben Sie abwechselnd einen, dann den anderen Arm ab und strecken Sie abwechselnd die rechte dann die linke Faust nach vorne – der Rücken und der Kopf bleiben stabil. Starten Sie mit kurzen Einheiten und 5 Wiederholungen – steigern Sie sich langsam.
3. Folgen Sie dem Daumen – aufrechter Sitz in würdevoller Haltung
Langsam folgt der Blick dem Daumen des ausgestreckten Arms, der sich langsam nach links und rechts in Augenhöhe bewegt. Dabei bleibt der Kopf stabil und dreht sich nicht mit. Starten Sie mit kurzen Einheiten und 5 Wiederholungen – steigern Sie sich langsam.
Individuelles Programm
Vergessen Sie nicht: Ihr*e Physiotherapeut*in holt Sie da ab, wo Sie jetzt gerade sind, und erarbeitet nach einer ausführlichen Befundung ein individuelles Programm für Sie! Also haben Sie keine Angst, sich in Behandlung zu begeben!